Ein Wochenende durch Nordjütland
Mitte Mai fuhr ich für ein Wochenende nach Nordjütland (Dänemark) um ein paar schöne Fotos aufzunehmen. In diesem kleinen Reisebericht nehme ich dich mit nach Skagen, an den Strand von Skiveren, mit nach Hirtshals und zum spektakulärstem Ort Dänemarks. Welcher das meiner Meinung nach ist? Das erfährst du im Laufe des Berichts. Fangen wir aber erst einmal ganz am Anfang an, bei der Idee und Planung dieser Reise.
Die Idee und Planung
Eine Idee entsteht bei mir meistens zuerst mit einem Blick auf den Kalender. Denn als aller erstes muss ich wissen, wann und für wie lange ich eine Fotoreise planen kann. Das muss nicht immer eine ganze Woche oder länger sein. Es reicht auch schon ein Wochenende um sich auf eine kleine Fotoreise zu begeben.
Ich wusste also wann ich mir die Zeit nehmen konnte und in diesem Fall wusste ich auch schon wo es hingehen sollte. Der nächste Schritt war dann sich zu überlegen welche Spots man fotografieren möchte und in welchem Licht. Da ich die Zeit intensiv nutzen wollte wählte ich meine Spots sehr überlegt. Denn ich wollte auch dann fotografieren, wenn das Wetter „schlecht“ ist – Ich wählte mir Spots die, meiner Meinung nach, sowohl bei einem farbenfrohen Himmel aber auch mit dramatischen, dunklen Wolken funktionieren könnten.
Meine Route
Mein Hauptziel dieser Fotoreise war es die drei Leuchttürme in Skagen, in Hirtshals und den Leuchtturm Rubjerg Knude zu fotografieren. Auf der Karte kannst du sehen, dass ich mir noch weitere Spots notiert habe, die ich mir zumindest einmal anschauen wollte. Ich kann jetzt schon verraten, dass an einem dieser Spots mein Lieblingsbild dieser Reise entstanden ist.
Vor der Reise schaute ich mir noch die Wettervorhersage für die kommenden Tage an. Ich verglich die Daten mit zwei, drei anderen Wetter-Apps bzw. Webseiten und entschied mich dann wie meine Route aussehen wird. Dadurch, dass ich mir nicht zu viele Spot’s als Ziel gesetzt hatte, konnte ich, falls das Wetter doch anders werden würde, dementsprechend reagieren und umplanen oder einen Spot noch einmal anfahren. Die Wettervorhersage sah für die drei Tage überhaupt nicht gut aus. Bewölkt, Regen, keine Sonne, weder morgens, abends noch tagsüber. Ich habe einen Tag bevor es los gehen sollte noch überlegt, ob ich die Reise verschiebe, doch ich hatte mich so sehr darauf gefreut und habe es letztendlich durchgezogen – zum Glück!
Auf Grund der Wettervorhersage war es ziemlich egal in welcher Reihenfolge ich meine Spots anfahren würde. Ich entschied mich als erstes nach Skagen zu fahren und mich dann Stück für Stück Richtung Rubjerg Knude vorzuarbeiten. Vom Rubjerg Knude aus ging es dann wieder nach Hause.
Skagen
Nach der Arbeit machte ich mich also auf den Weg nach Skagen. Nach gut drei Stunden Autofahrt kam ich an meinem ersten Spot an. Der graue Leuchtturm bzw. Det Grå Fyr, wie er auf Dänisch genannt wird, ist der zweithöchste Leuchtturm in Dänemark. Ich verlor keine Zeit und schnappte meinen Fotorucksack und erkundete die Gegend. Es dauerte nicht lange, da war die Kamera schon auf dem Stativ, mein Filterhalter aufgesetzt und der Bildaufbau gefunden. Ich wartete ab und beobachtete was am Himmel geschah und drückte ein um’s andere Mal auf den Auslöser.
Das Wetter war, für meinen Geschmack, viel zu gut und so bekam ich nicht die Bilder, welche ich mir erhofft hatte. Dennoch verbrachte ich hier gute zwei Stunden und hatte meinen Spaß. Nach einer kleinen Mittagspause ging es für mich weiter zu meinem nächsten Ziel – zur versandeten Kirche (Den Tilsandede Kirke).
Die versandetete Kirche, die eigentlich Sankt Laurentius Kirche heißt, ist, wie ich feststellen musste, nicht nur für Fotografen ein beliebtes Ausflugsziel. Ich ließ die Kamera im Auto, denn zum Einen war das Wetter eh nicht auf meiner Seite und zum Anderen waren einfach zu viele Menschen vor Ort. Ich erkundete die Gegend und suchte geeignete Bildkompositionen. Dabei nahm ich mein Handy zur Hilfe. So konnte ich mir vorstellen, ob die Kompostion funktionieren könnte und welche Brennweite ich benötigen würde. Ich wusste, dass es in der Nacht und am nächsten Morgen regnen sollte – die Vorzeichen für dramatische Lichtverhältnisse standen also gut. Deshalb brach ich hier schon recht schnell wieder ab und fuhr zu meinem letzten Spot.
Ich hatte die Hoffnung, dass es einen ansprechenden Sonnenuntergang gibt. Jetzt, wo das Wetter den ganzen Tag so viel besser war als gedacht. Ich fuhr also zur Råbjerg Mile. Dort angekommen schmiss ich mir meinen, ich weiß nicht wie viel Kilo schweren Rucksack auf den Rücken und lief los. Ich kämpfte mich durch den Sand um bald festzustellen, dass das hier heute nichts wird – definitiv nicht, keine Chance! So ein Mist, verzockt. In der Ferne zog ein fieser, dichter Nebel auf und zwang mich abzubrechen. Ich fuhr auf einen Rastplatz um mich für ein paar Stunden auf’s Ohr zu hauen.
Dank des Regens war es eine unruhige Nacht. Den Wecker hatte ich mir erst zu 6 Uhr gestellt, denn ich sah keinen Grund früher aufzustehen, wenn vom Sonnenaufgang sowieso nichts zu sehen war. Nach dem Aufstehen ging ich erst einmal runter zum Strand. Es fühlte sich gut an. Die anstrengende Nacht war in null komma nichts vergessen. Das Wetter war, wie ich es erwartet hatte. Dicke, graue Regenwolken – für mich das perfekte Wetter für die Kirche.
Es ging also nochmal zurück zur versandeten Kirche. Dieses Mal war ich ganz alleine und konnte mich so richtig austoben. Es nieselte und es war ungemütlich. Zum Glück hatte ich schon Vorarbeit geleistet und wusste ganz genau wo ich stehen wollte. So ging alles ganz schnell und ich hatte schon nach wenigen Minuten ein paar Ansprechende Bilder im Kasten. Da ich wusste, dass es mehr oder weniger den ganzen Tag regnen würde beeilte ich mich und machte mich auf zu meinem nächsten Zwischenstopp.
Skiveren Strand
Bei meiner Recherche nach möglichen Fotospots bin ich über den Skiveren Strand gestolpert. Auf Google Maps fuhr ich virtuell an der Küste entlang und entdeckte drei Bunker – einer davon sollte im oder zumindest nah am Wasser liegen. Das musste ich mir anschauen! Schon lange hatte ich den Wunsch, Bunker des 2. Weltkrieges zu fotografieren. Geglückt ist mir das bisher, aus den verschiedensten Gründen, noch nicht. Das sollte sich nun ändern!
Es war noch früh, ca. 9 Uhr, als ich mich auf den Weg machte. Auf der ganzen Autofahrt regnete es. Es klingt total komisch, aber ich habe mich darüber gefreut. Eine halbe Stunde später war ich auch schon an meinem Ziel. Da es noch immer regnete musste ich die Zeit erstmal aussitzen. Ich nutzte die Zeit um eine Kleinigkeit zu essen und um meine Regensachen anzuziehen. Sobald es aufhörte wollte ich startklar sein und keine Sekunde mit etwas anderem verschwenden.
Ich musste Geduld aufbringen. Es dauerte eine Weile, eine ganze Weile…
Doch dann, nach anderthalb Stunden, wurde der Regen weniger. Endlich! Ich konnte raus und runter zum Strand. Es war menschenleer. Die Stimmung war unglaublich. Ich bewegte mich auf den vordersten, der drei, Bunker zu, da schon aus der Ferne zu erkennen war, dass dieser tatsächlich im Wasser liegt. Ich verlor keine Zeit, baute meine Kamera auf, nahm meine Einstellungen vor – Filter durften natürlich auch nicht fehlen – fokussierte auf den Bunker und drückte ab. Und da war es wieder, dieses Glücksgefühl. Die pure Freude darüber im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Der Regen konnte mir nichts. Die dicken, grauen Wolken im Zusammenspiel mit den Wellen ließen mich für einige Zeit alles vergessen. 83 Bilder und knapp eine Stunde später saß ich, pitschnass, wieder im Auto und war einfach nur glücklich.
Hirtshals
Nach dem Glück kam das Pech. Eigentlich wollte ich mir noch ein paar Spots anschauen und diese ggf. auch fotografieren. Doch daraus wurde nichts. Es regnete mittlerweile sehr stark und so war es schlicht weg einfach nicht möglich zu fotografieren. Ich beschloss, ohne Umwege, nach Hirtshals zu fahren. Natürlich regnete es auch in Hirtshals ununterbrochen und recht stark. Also blieb mir nichts anderes als die Zeit auszusitzen. Ich wusste, dass mir das Wetter einen kompletten Strich durch die Rechnung machen konnte. Auf diese Situation war ich vorbereitet.
Ich machte es mir in meinem Auto gemütlich und über meinem Macbook schaute ich mir die Spiele der Fußball Bundesliga an. Ehrlich – es hätte schlimmer sein können und eine Verschnaufpause tat mir, nach der unruhigen Nacht, auch gut. Ich warf immer mal wieder einen Blick auf das Regenradar um ein Gefühl zu bekommen, wann der Regen aufhören könnte. Mit jedem Blick auf das Regenradar verschob sich der Zeitpunkt immer ein Stückchen weiter nach hinten – ob ich nochmal raus komme?
Pünktlich zum Abpfiff hörte es auf. Was ein Timing!
Ich nahm mir als erstes den Leuchtturm vor. Es fiel mir nicht leicht eine Bildkomposition zu finden und ich spürte zum ersten Mal Unruhe in mir. Egal was ich probierte – mir gefiel es nicht. Ich fand keine Komposition, die mich zufrieden stellte. Ich war frustriert und genervt. Es lief irgendwie nicht für mich.
Irgendwann fand ich dann ein paar Blümchen, farblich passend zum Leuchtturm. So richtig überzeugt war ich davon aber auch nicht so wirklich. Als die Frustration immer größer wurde und ich anfing die ganze Reise schlecht zu reden, gab ich schließlich auf und widmete mich den, vielen, Steinen am Strand. Das war eine gute Entscheidung! Unten am Strand war ich wieder in der Spur. Alles war so viel einfacher – meine Laune wurde besser.
Ich verbrachte noch gut eine Stunde am Strand und konnte letztendlich doch noch tolle Fotos mitnehmen. Dann wurde es für mich Zeit aufzubrechen.
Rubjerg Knude
Mein letztes Ziel dieser kleinen Reise war der Rubjerg Knude. Doch erstmal brauchte ich Schlaf. Ich hielt an der Mårup Kirke und baute dort meinen Schlafplatz auf. Nach einem letzten Blick über die Nordsee und einem kurzen Gruß rüber zum Leuchtturm fiel ich auch schon in den Schlaf.
Am nächsten Morgen war es dann endlich soweit. Es ging zum Knude – das Highlight meiner kleinen Reise. Für mich ist das der spektakulärste Ort in Dänemark. Kaum vorzustellen, dass man diesen Leuchtturm vor zwei Jahren um 70 Meter versetzt hat – absoluter Wahnsinn! Aber Gott sei Dank, denn so bleibt uns dieses Wahrzeichen noch einige Zeit erhalten.
Außer mir war noch ein weiterer Fotograf vor Ort. Es war ein ganz anderes Gefühl diesen Ort zu erleben, wenn man sich vorstellt, dass hier tagsüber und abends die Hölle los ist. Zwei Fotografen hatten den ganzen Ort für sich alleine – ein Traum. Das Wetter spielte auch an diesem Morgen nicht mit, aber immerhin blieb es trocken – man muss immer das Positive sehen. Ich muss zugeben, dass das am frühen Morgen ganz schön anstrengend war sich durch den Sand zu kämpfen. Dabei noch den mehrere Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken. Angetrieben von dem Wille hier ein paar tolle Bilder aufzunehmen erkundete ich die Gegend und suchte mir mögliche Kompositionen. Dabei nahm ich mir wieder das Handy zur Hilfe. Da mein Akku in der Kamera fast leer war musste ich mir vorher gut überlegen, ob die Komposition ein Bild wert war oder nicht. Nach ein paar Bildern packte ich zusammen und ich machte mich, schweren Herzens, auf den Heimweg.
Fazit
Ich habe, auf Grund der Wettervorhersage, einen Tag vor Abreise überlegt zu Hause zu bleiben. Heute bin ich froh, dass ich diese kleine Rundreise durchgezogen habe. Es gab Höhen und Tiefen, aber ich habe in diesen zwei Tagen eine ganze Menge gelernt. Über mich selbst und über meine Art zu Fotografieren. Was meine Vorlieben sind. In welchen Situationen ich mich wohl fühle, aber auch wann ich mich schwer tue und Herausforderungen habe.
Wenn du es bis hierhin geschafft hast möchte ich mich bei dir herzlich bedanken! Für dein Interesse und für dein Durchhaltevermögen. Jetzt interessiert mich noch, wie dir dieser Reisebericht gefallen hat. Scheibe mir doch gerne in ein paar Sätzen was dir gefallen hat, oder was ich das nächste Mal anders machen könnte.
Schön geschrieben und tolle Bilder! 👍👍 Ich bin in der ersten Juli Woche wieder eine Woche mit meiner Freundin in Nordjütland unterwegs. Ganz bis skagen geht’s diesmal wohl nicht, dafür werde ich mich am Rubjerg Knude austoben.
Hi Joshua – vielen Dank für dein Kommentar! Ich wünsche euch schonmal einen erholsamen Urlaub und drücke dir die Daumen, dass du ein paar tolle Biler mit nach Hause nehmen kannst. 🙂
Sehr schön zu lesen und die Gefühle, die Du da beschreibst, kenne ich zu gut.
Feines Bildmaterial, gut gemacht.
Solche Sachen sind Soulfood.
Liebe Grüße
Raik
Vielen Dank für dein Feedback, Raik. Darüber freue ich mich sehr. 🙂
Liebe Grüße
Hi Marcel,
danke für diesen schönen Reisebericht. Richtig gut geschrieben: Ich war während der Reise immer bei Dir und konnte nachfühlen, wie es Dir ergangen ist. Du hast wunderbar ruhige Bilder mitgebracht. Klasse! 😊
Viele Grüße,
Thomas
Hi Thomas, vielen Dank für dein tolles Feedback. Schön, dass man nachempfinden kann wie es mir ergangen ist – dann habe ich mein Ziel erreicht. 🙂
Lieber Marcel,
ein herrlich schöner Bericht. Wunderbar zum Lesen und nachfühlen was du alles erlebt und auch durchgemacht hast, wenn es nicht so lief wie vorgestellt. Da kommt grad das Feeling hoch, da möcht ich hin.
Lieben Gruß Florian
Hey Florian, herzlichen Dank! Na dann pack doch das Auto und komm. Es ist eine wunderschöne Gegend und ich bin mir sicher, dass dir das gefallen würde.
Liebe Grüße 🙂
Schöner Bericht über deine Reise. Geile Ausbeute. 🙂
Danke Toby! Schön, dass du hier dein Feedback hinterlegst. Freut mich! 🙂
Hallo Marcel! Der Bericht ist schön geschrieben, da ich die meisten Orte kenne, war ich beim lesen in Gedanken dort. Vielen Dank auch für die Fotos!
Liebe Grüße von Annegret
Hallo und lieben Dank für deinen netten Kommentar, Annegret. Ich freue mich, dass ich dich mitnehmen konnte. Das waren dann 5 Minuten Urlaub. 😄 Hab einen schönen Sonntag. Liebe Grüße aus Dänemark
Sehr schöner Bericht Marcel. Man fühlt sich direkt mitgenommen. Und deine Bilder zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Freut mich sehr, dass du mittlerweile auch bei „miesem“ Wetter die Fotografie geniesst.
Lieben Dank Robert, dein Feedback freut mich natürlich sehr! Ich mag dieses „miese“ Wetter seit Sylt. Brauchte erst diesen Workshop um zu begreifen, dass man auch mittags um 12 geile Bilder machen kann und das Mittagessen auch einfach mal um ein paar Stunden nach hinten verschieben muss. 😂 Ich freue mich schon tierisch auf Sylt.
Hallo Marcel.
Ein toller Reisebericht mit wunderschönen Bildern.
Nordjütland ist einfach schön.
Viele Grüße Silvia
Hallo Silvia, vielen Lieben Dank für deinen netten Kommentar.
Grüße nach Hamburg